Reiche Ernte vom Himmel gepflückt
Merkur Holzkirchen, 06. Juni 2013
Holzkirchen – Alles spricht von Geothermie. Doch auch die Kraft der Sonne spielt in Holzkirchen eine immer größere Rolle. 2012 machte die Solarenergie hier einen großen Sprung nach vorne. Trotzdem: Auf der Suche nach der Energie der Zukunft richtet sich der Blick nicht nach oben, sondern nach unten.
Unverhofft kam der Glückwunsch der Energiewende Oberland (EWO): Holzkirchen verzeichnete im Jahr 2012 den dritthöchsten Zuwachs an Photovoltaikleistung im EWO-Gebiet, übertroffen nur von Schongau und Weilheim. Dafür bekommen die „Bürger der Marktgemeinde Holzkirchen“ heute einen Preis, den stellvertretend Bürgermeister Josef Höß in Weilheim entgegennimmt. „Erst habe ich ein wenig gestaunt – und mich dann gefreut“, sagt Höß.
Die Zahl ist durchaus beeindruckend: 1,44 Millionen Kilowattstunden erzeugen die Photovoltaikanlagen, die allein 2012 in Holzkirchen installiert wurden. Einen dicken Brocken macht allein die leistungsstarke Freifeld-Anlage der Firma Carpevigo an der Autobahn aus, die fast zwei Drit-tel des preiswürdigen Zuwachses liefert. „Aber auch die Holzkirchner Hausbesitzer haben fleißig So-laranlagen gebaut“, hat Albert Götz junior, Geschäftsführer der Gemeindewerke, festgestellt. „Ich hätte gedacht, dass es vielleicht noch mehr ist“. Ein Grund liege sicher darin, „dass hier die Leute wohnen, die sich das leisten können“.
Auch wenn die Einspeisevergütung abschmilzt, so rechne sich Photovoltaik selbst für ein kleines Häuschen, sagt Manfred Zäh, der bei der EWO für Solarenergie zuständig ist. „Das große Thema ist jetzt der Eigenverbrauch.“ Erzeuge man seinen eigenen Strom, zahle sich eine kleine Anlage auch ohne Speicher aus. Die Investition liege, bei einem Jahresverbrauch von 4000 bis 5000 Kilowattstunden, bei 8000 bis 10 000 Euro. „Je nach Wetter kann man so bis zu 35 Prozent des Stroms selber ma-chen.“
In Holzkirchen betreiben auch die Gemeindewerke vier Photovoltaikanlagen – auf den Dächern des Kultur im Oberbräu, der Realschule, des Hallenbads und eines Gebäudes in der Raiffeisenstraße. 143 kWp (Kilowatt Peak) kommen so zusammen. Zwei Anlagen der EWO im Gemeindegebiet liefern 64 kWp. „Es gäbe schon noch einige interessante Dächer für Bürgersolar-Anlagen“, sagt Götz, „das HEP zum Beispiel ist denkbar.“ Die Gemeindewerke werden sich aber zurückhalten. „Unsere ganze Konzentration gilt der Geothermie“, sagt Götz. Dafür braucht die Gemeinde finanziell den Rücken frei. „Wir müssen alles lassen, was nicht unbedingt sein muss“, betont der Bürgermeister.
Allein die bisher von Holzkirchner Modulen erzeugte Solarkraft kann rechnerisch über ein Viertel der Haushalte in der Gemeinde mit „grünem“ Strom versorgen. Dazu kommen 3,5 Millionen Kilowatt-stunden Wasserkraft aus der Beteiligung der Gemeindewerke an der „Innkraft Bayern“ – was den Anteil an erneuerbaren Energien am Gesamtstrombedarf Holzkirchens auf über 30 Prozent hebt. Und funktioniert in ein paar Jahren das Geothermiekraftwerk, dann dürfte der gesamte Holzkirchener Strom selbstgemacht sein. „Wir würden dem zumindest sehr nahe kommen“, sagt Höß.
(Andreas Höger)